„Ich bin gerne hier gewesen. Das Generationennetz kann man wirklich nur mit einem Tränchen in den Augen verlassen.“
– Gudrun Wischnewski blickt zurück.
Was die Mitwirkenden im Generationennetz – nicht zuletzt dank der Förderung durch die Stadt Gelsenkirchen – entwickelt haben, das kann durchaus als Gelsenkirchener Modell der Beteiligung und Teilhabe aller Generationen an der Gesellschaft beschrieben werden. Ein Konzept, welches in der Vergangenheit das Interesse vieler anderer Kommunen geweckt hat – und doch in dieser Form bislang einzigartig ist in der Republik.
Ein eingetragener Verein wurde das Generationennetz 2012, entstanden ist es bereits 2009. „In dieser Zeit war eine neue Bundesgesetzgebung in Kraft getreten vor dem Hintergrund des überarbeiteten Pflege-Gesetzes. In diesem Zusammenhang sollten Pflegestützpunkte eingerichtet werden als Anlaufstelle für hilfesuchende Menschen.“ Der damalige Seniorenbeauftragte, Dr. Wilfried Reckert, holte damals alle Einrichtungen, die mit Pflege im weitesten Sinne zu tun haben, an einen Tisch. In der Folgezeit intensivierte sich die Zusammenarbeit.
Erfolgsprojekt: 160 Nachbarschaftsstifter:innen ausgebildet
„Wir haben uns gemeinsam die Frage gestellt: Was brauchen wir eigentlich – über die normale Beratung hinaus?“ Zunächst habe man damit begonnen, fünf Infocenter einzurichten in den jeweiligen Bezirken. „Aber die Gruppe hat gesagt, wir wollen noch mehr. Wir hätten gerne noch Ansprechpersonen in der Nachbarschaft.“ Das Konzept der Nachbarschaftsstifter:innen wird geboren. „Mittlerweile haben wir rund 160 ausgebildet. Das sind Freiwillige, die bei den Trägern aus dem Netzwerk in den Vierteln sitzen und fußläufig erreichbar sind, wenn Menschen rund um das Thema Älter werden Rat und Hilfe benötigen. Sie fungieren als Lotsen im Quartier.“ Jene zu lebens- und liebenswerten Räumen zu entwickeln, das hat sich das Generationennetz zur Aufgabe gemacht, dafür sind die Nachbarschaftsstifter:innen unermüdlich im Einsatz. „Sie machen, je nach Interesse und Fähigkeiten, auch wohnortnahe Angebote für die Menschen, angefangen vom Spaziergang über den Spielenachmittag oder kleinere Hilfen im Alltag“, erklärt Gudrun Wischnewski eines ihrer Herzensprojekte.
Und davon gibt es neben Rikschafahrten und Spaziergangsgruppen noch mehr: Auch die Technikbotschafter:innen, die Menschen bei Fragen aus diesem Bereich kompetente Hilfe bieten, gehen auf die Initiative des Generationennetzes zurück. Und das einst von der Universität Dortmund entwickelte und vom Land geförderte Konzept der ZWAR-Gruppen hat das Netzwerk zu einem bundesweit einzigartigen Erfolg geführt. Mittlerweile gibt es in Gelsenkirchen 15 ZWAR-Gruppen, welche sich in den Stadtteilen an Menschen „Zwischen Arbeit und Ruhestand“ wenden und sie zusammenbringen, eine Möglichkeit schaffen für Begegnungen und einen Raum bieten, weitere, interessengebundene Gruppen zu bilden, von der Tanzgruppe über den Chor bis hin zur Kochgruppe.
Der Antrieb: Beteiligung ermöglichen für alle Menschen
„Als weiteres Standbein betreiben wir zudem das Mehrgenerationenhaus, mit dem wir vor einigen Jahren an die Bochumer Straße umgezogen sind und welches Raum bietet für zahlreiche Initiativen und Veranstaltungen und gleichzeitig eine Anlaufstelle ist für Menschen, weil hier viele Träger beieinander sitzen.“ Insgesamt habe die Mitwirkenden immer eines angetrieben: „Beteiligung zu ermöglichen an der Gesellschaft. Für alle Menschen.“ Gudrun Wischnewskis persönliche Motivation, über so viele Jahre den ehrenamtlichen Vorstand zu leiten, sei auch der gelebte Pragmatismus gewesen. „Wir waren als Generationennetz immer so wendig, dass wir viel schneller waren als andere Strukturen – und wirklich etwas für die Menschen bewegen konnten. Zum Beispiel in der Zeit der Pandemie. Ich konnte immer die Früchte unserer Arbeit sehen.“
Bei den Vorstandswahlen im März trat sie nicht mehr an, ist nun im Ruhestand. Aber es sei selbstverständlich, dass sie dem Generationennetz verbunden bleibe. „Emotional immer!“ Dann lacht sie: „Darüber hinaus muss man mal schauen.“
Wir bedanken uns bei Gudrun Wischnewski für das langjährige Engagement!